Mittwoch, 23. August 2017

In der Savanne Brasiliens - das Cerrado

Endlich! Endlich! Endlich soll es nun am Donnerstag den 10.08. so weit sein! Wir sehen uns die Vegetationszone "Cerrado" mal etwas naeher an!

Wir stehen mal wieder super frueh auf und ich trage gleich mal in mein Buechlein "Kraeuterhexe" ein, setz mich etwas matt und abgeschlagen in den Bus und wir machen uns mal wieder auf den Weg ins Unbekannte, ueber so manche Buckelpiste... 

Maria Luisa bietet uns zum Fruehstueck
selbst gemachte Pao de Queijo an
Es ist eigentlich der perfekte Tag, die Sonne scheint, ein paar tolle Frauen sollen uns, nach einem koestlichen Fruehstueck durch das Cerrado fuehren und einen Teil ihrer medizinischen Heilpflanzen etwas naeher bringen. Aber irgendwie fuehle ich mich als ob ich am liebsten Zuhause geblieben waere... Ich fuehle mich nicht wirklich bereit dazu heute schon wieder neue Informationen von neuen liebenswerten Menschen aufzunehmen. Nicht in der Lage mich noch einer Vorstellungsrunde mit Mission und Vision und all dem blabla zu stellen. Mein Kopf ist immer noch mit den Ereignissen der letzten Tage, aber vor allem dem Kampf um Recht auf Land, beschaeftigt.
Dennoch stecke ich nun hier im Bus auf dem Weg ins Nirendwo. Staubtrocken weil gerade der Hoehepunkt der Trockenzeit ist (Mai bis September) und einfach schon Ewigkeiten kein Regen gefallen ist. Aber selbst wenn hier regen faellt, handelt es sich dennoch um uralte, verwitterte Boeden, die kaum noch Naehrstoffe in sich tragen, und deswegen keine Waldregion, sondern eben eine Savanne darstellen. Die Pflanzen hier muessen besondere Mechanismen entwickeln um dieser sauren Erde standhalten zu koennen. Und auch ueber der Erde haben sie spezielle Ueberlebensstrategien entwickelt um den beispielsweise relativ haeufig auftretenden Feuern stattzuhalten. Dicke, korkige Rinden sind daher recht haeufig zu finden, aber auch die ledrigen Blaetter von Gummibaeumen und sukulente Pflanzen koennen hier gut ueberleben.
korkige Rinde um haeufig auftretenden Feuern zu widerstehen


ledrige Blaetter und dicke Wolfsmilch dienen als Ueberlebensstrategie

Die Sonne brennt unermuedlich auf uns nieder, und Maria Luisa, die ihr immenses Pflanzenwissen bereits von ihren Eltern und Grosseltern vermittelt bekommen hat stapft munter vor uns her und kann beinahe jeder Pflanze eine medizinische Funktion zuordnen (und sei es auch nur, dass als aphrodisiakum ;) ). Leider bin ich, wie gesagt, im Kopf noch in den Vortagen gefangen und die tatsache, dass ich portugisisch zwar verstehe, aber nicht ueber 100 Meter Entfernung und leider auch keine Fachbegriffe, lassen meine Laune noch weiter sinken, denn auch mitschreiben ist so unmoeglich.

wundersame Vernetzungswerke

Aber den Kopf aus der bruetenden Hitze zu bekommen, ein wenig Essen (das hier meistens den besten Rucola den ich je gegessen habe enthaelt) und die Aussicht selber ein Oel aus Cerrado-Wundern herzustellen, verbessert meine Laune wieder.

Wir nehmen dafuer 5 Teile einer Baumrinde die sich ANGICO nennt, zerreissen sie in kleine Stuecke und giessen es mit 1 Teil Oel auf um die anscheinned lipophilen Substanzen zu loesen. Damit der ganze Prozess ein wenig beschleunigt wird, geben wir das Gemisch in ein Wasserbad und lassen es fuer ca. 30 min leicht koecheln. Bronchitis, Asthma, allergische Reaktionen der Atemwege sollen von unserem Oel gelindert werden, aber es soll auch abfuehrend sein, bei blauen Flecken, Infektionen der Haut, Veneninfektionen helfen... tja und als Massageoel kann man es auch noch verwenden.



Maria Luisa zeigt uns nebenbei noch eine Praesentation ueber die Naehrwerte und Vitamingehalte der hier wachsenden Pflanzen, denn sie haelt in den hier angrenzenden Gemeinden immer wieder Vortrage ueber die Naehrstoffzusammensetzung der Pflanzen und die Wichtigkeit gesunder Ernaehrung. Anscheinend hat die Region mit solchen Herausforderungen schwer zu kaempfen gehabt und durch kontinuierliche Schulung der Gemeinden koennte eine nachweisbare Verbesserung des Gesundheitszustandes erreicht werden. Was mein Ernaehrungswissenschaftlerherz noch ein wenig hoeher schlaegen laesst und mich aber auch wieder ein wenig traurig macht, da ich in meiner momentanen beruflichen Situation, recht wenig mit meinem eigentlichen Herzensthema zu tun habe. Aber was gerade nicht ist, kann ja wieder werden :)


Maria Luisa stellt alle moeglilchen wundersamen Tinkturen aus den Pflanzen des Cerrado her.



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